Die Lebensversicherung ist beliebt - aber nicht sehr rentabel
Nach wie vor ist die kapitalbildende Lebensversicherung sehr beliebt, sie gilt als eine sichere Sparform mit einer halbwegs guten Rendite. Allerdings haben sich die Konditionen in den letzten Jahren deutlich verschlechtert, der Garantiezins wurde vom Staat von ehemals 4 Prozent auf jetzt 0,9 Prozent gesenkt und die Überschussbeteiligung wurde von den Versicherern erheblich reduziert.
Nur noch kleines Geld als Zins Bild: Petra Bork / pixelio.deDie Rendite sinktGarantieren können die Lebensversicherer ihren Kunden damit künftig über die Laufzeit der Verträge kaum noch mehr als einen Inflationsausgleich. Der Rest der Überschussbeteiligung, die die Versicherer jedes Jahr neu festlegen, hängt von den Wertpapiermärkten ab, an denen die Versicherer die Beiträge der Kunden anlegen - überwiegend in festverzinsliche Wertpapiere wie Staatsanleihen.
Minizins betrifft nur NeuverträgeDer Branchenverband betonte, nur Neuabschlüsse ab 2012 seien von der Senkung des Garantiezinses betroffen. Für laufende Verträge, die oft noch mit deutlich höheren Renditen lockten, ändere sich nichts. Der Garantiezins sinkt seit 2007 ständig, für Verträge, die von 1994 bis 1999 abgeschlossen wurden, hatte er noch 4,0 Prozent betragen. Diese hohen Versprechungen belasten heute die Versicherer.
Es beginnt mit KostenZu Beginn eines Lebens- oder Rentenversicherungsvertrages erheben die Versicherungsunternehmen Abschlusskosten, die versicherungsintern sofort den Vertrag belasten werden. Diese ermitteln sich aus den Prämien, die über die Gesamtlaufzeit zu bezahlen sind.
Beispiel:Laufzeit: 30 Jahre
Monatlicher Beitrag: 100 Euro
Gesamtbeitrag: 36.000 Euro
Abschlusskosten: 5 Prozent
Kosten für den Abschluss: 1.800 Euro
Diese Abschlusskosten belasten gleich zu Beginn den Vertrag und sind auch dann zu bezahlen, wenn dieser Vertrag nicht für die gesamte geplante Laufzeit bedient wird. Der Sparvorgang beginnt also mit roten Zahlen im Vertrag.
Kosten für Verwaltung, Provisionen und RisikenDaneben werden von den monatlichen Prämien Kosten für Verwaltung, Provisionen und Risiken abgezogen. Angenommen von den 100 Euro Monatsbeitrag aus dem Beispiel würden nun also 3 Euro für Betreuungsprovisionen, 10 Euro für die Verwaltung und 15 Euro für das Risiko abgezogen werden - dann wären noch 72 Euro übrig, die in die verzinsliche Ansammlung gehen können. Dies ist der Sparanteil für den dann auch die gesetzlich vorgeschriebene Mindestverzinsung gilt.
Nur 72 Euro von 100 werden verzinstBevor dies aber geschehen kann, müssen die Abschlusskosten (der Minusvortrag also) getilgt sein. In dem Beispiel dauert es also mindestens 25 Monate, bis alle Abschlusskosten bezahlt sind. Konkret kann dies meist nicht aus den Vertragsbedingungen entnommen werden - aber häufig lässt sich anhand der Rückkaufswerttabelle feststellen, wie lange es dauert, bis alle Kosten bezahlt sind. Allerdings werden die eingezahlten Beiträge bewusst nicht mit den Rückkaufswerten gegenübergestellt – häufig sind erst nach sehr vielen Jahren die eingezahlten Gelder (ohne Zinsen) wieder vorhanden.
Die Überschussbeteiligung ist nicht garantiert – und sinktZum Vertragsende kommt noch die Überschussbeteiligung hinzu. Wurden in den Achtzigern noch Überschussbeteiligungen in Höhe der Garantiesumme in Aussicht gestellt und erreicht, so sind es derzeit teilweise nur noch 10-20 Prozent der Garantiesumme. Als Grundlage der laufenden Verzinsung wird bei den Versicherungsgesellschaften im Durchschnitt von einem Zins von 3,4 Prozent gesprochen. Tendenz fallend.
Für wen die Lebensversicherung infrage kommtDie Lebensversicherung lohnt sich keinesfalls für allein stehende Menschen als Sparform, da keine Familienmitglieder abgesichert werden müssen. Es würden unnütz Gelder ausgegeben für den Versicherungsschutz. Als mögliche Zielgruppe kommen nur Familien infrage, um bei einem vorzeitigen Tod die Angehörigen abzusichern. Allerdings sollte geprüft werden, ob eine Kombination aus einer günstigen Risikolebensversicherung und einem sicheren Investmentfonds nicht wesentlich rentabler ist.
BeitragsfreistellungBei der Beitragsfreistellung läuft der Versicherungsvertrag weiter wie bisher - lediglich die Risikoversicherung wird reduziert und die damit verbundenen Beitragsteile entfallen. Der Vertrag muss aber auch weiterhin verwaltet werden, da kein neues Geld in den Vertrag fließt, werden diese Kosten nun dem Vertragsguthaben bzw. aus den Erträgen entnommen. Auch an der Mindestverzinsung ändert sich nichts - diese wird nun allerdings nur noch auf das bestehende Vertragsguthaben gewährt, welches durch die laufenden Kosten minimiert wird.
KündigungBei einer Kündigung der Versicherung zahlt die Versicherungsgesellschaft den Rückkaufswert aus. Dieser bildet sich aber erst, wenn die Abschlusskosten vollständig beglichen worden sind. In der Praxis bedeutet dies, dass in den ersten Jahren der Laufzeit des Vertrages überhaupt kein Rückkaufswert gebildet wird. Die bis dahin eingezahlten Beiträge sind verloren.
Beleihung der LebensversicherungEs besteht die Möglichkeit auf seine Lebensversicherung ein "Policendarlehen" in Anspruch zu nehmen. Dies funktioniert, wenn bereits ein entsprechender Rückkaufswert vorhanden ist. Diesen kann man zinsgünstig mit ca. 70 Prozent beleihen. Die Zinsen werden einfach zusätzlich zum Beitrag gezahlt. Eine Rückzahlungspflicht besteht nicht. Es ist aber jederzeit möglich den Betrag zurückzuzahlen. Wird nichts zurückgezahlt, würde der Betrag einfach bei Ablaufauszahlung abgezogen. Diese Variante ist sicher kostengünstiger als ein Konsumkredit, jedoch schmälert es auch die Werteentwicklung der Versicherung. Hier sollte klug gerechnet werden, welcher Weg besser ist.
Verkauf der LebensversicherungSeit 1999 gibt es einen Zweitmarkt für Lebensversicherungen. Anbieter wie Cashlife oder Policen Direkt machen es sich zunutze, dass Versicherer bei einem Storno nur geringe Rückkaufswerte auszahlen, oft weniger, als der Kunde bisher eingezahlt hat. Schließlich wird nur ein Teil der Prämien verzinst, der Rest fließt in Versicherungsschutz, Verwaltungs- und Abschlusskosten. Wer sich stattdessen an einen Policenhändler wendet, bekommt eine Summe, die höher ist als der Rückkaufswert der Versicherung und darf obendrein manchmal auch den Todesfallschutz behalten. So war es zumindest früher.
Das Modell lief eine Zeit lang gut, ist in den letzten Jahren aber ins Stocken geraten. Grund ist die schlechte Lage an den Kapitalmärkten: Viele Aufkäufer lassen die Policen nämlich nicht einfach liegen, zahlen Beiträge und warten auf die Auszahlung, sondern bündeln sie zu Policenfonds. Die wiederum haben sich nicht so gut entwickelt wie erhofft und sind darum bei Anlegern nicht gefragt. Die Folge: Brauchbare Ankaufsangebote sind selten geworden.
Roland Börck