Die fondsgebundene Lebensversicherung kann attraktiv sein
Als Hauptargumente für fondsgebundene Lebensversicherungen werden die Steuerersparnis und die direkte Beteiligung in einem Investmentfonds angeführt. Tatsächlich kann mit dieser Sparform eine wesentlich höhere Rendite erzielt werden als mit einer Renten- oder Lebensversicherung. Allerdings trägt der Sparer ein höheres Risiko.
Mitdenken bringt Erträge Bild: Michael Staudinger / pixelio.deZwei unter einem DachEine fondsgebundene Lebensversicherung ist im Prinzip ein Fondssparplan im Versicherungsmantel. Häufig wird zusätzlich eine Risikolebenspolice eingebunden. Der Anleger soll so die Chancen nutzen, die sich an den Börsen bieten. Dafür muss der Versicherte bei Produkten ohne Absicherung die Risiken des Kapitalmarktes akzeptieren. Es gibt keine Garantie auf die angelegten Beiträge, wie sie etwa eine klassische Lebensversicherung bietet.
Es gibt keinen GarantiezinsIm Gegensatz zur normalen oder kapitalgebundenen Versicherung fließt der Sparanteil des Versicherungsbeitrags in Fonds, die der Versicherungsnehmer meist selbst auswählen kann. Da der Versicherungsnehmer das Anlagerisiko trägt, gilt kein Garantiezins. Wie bei einem Fondssparplan entscheidet der Kunde bei Vertragsabschluss, welches Risiko er eingehen will. Entsprechend kann er aus Aktien-, Renten- und Mischfonds wählen. Auch gemanagte Varianten sind erhältlich, bei dem der Versicherer das Vermögen der Anleger entsprechend der Marktlage in Aktien, Anleihen oder andere Anlagen umschichtet. Die Auszahlungssumme am Ende der Laufzeit hängt vom Wert der Fondsanteile zum entsprechenden Zeitpunkt ab. Die Gesellschaft verkauft diese Anteile zum aktuellen Kurs und zahlt davon dem Versicherungsnehmer – oder im Todesfall seinen Hinterbliebenen – einen einmaligen oder monatlichen Betrag aus.
Der SteuervorteilDas Lockmittel, mit dem fondsgebundene Lebensversicherungen verkauft werden, ist zumeist die Steuerersparnis. Hält der Sparer die Police mindestens zwölf Jahre und ist er bei Ablauf mindestens 60 Jahre alt, versteuert er bei Verträgen, die ab 2005 abgeschlossen wurden, nur die Hälfte des Zugewinns mit dem persönlichen Steuersatz.
Das AnlagerisikoBei fondsgebundenen Policen liegt das Anlagerisiko zur Gänze beim Kunden. Die Höhe von Chancen und Risiken richtet sich vor allem danach, in welche Anlageklassen und Fonds der Versicherungsnehmer investiert. Nur wenige Policen bieten eine breite Auswahl an guten Fonds. Bei manchen Policen kostet es extra, den Fonds während der Laufzeit zu wechseln. Nur selten findet eine Beratung zur Fondsauswahl statt, obwohl der Versicherungsnehmer hohe Gebühren zahlt.
Die KostenIm Extremfall können die Kosten gerade in den ersten Jahren über 20 Prozent der gezahlten Beitragssumme klettern – Abzüge für den Todesfallschutz nicht eingerechnet. Und im Gegensatz zum Fondssparplan fallen die Kosten auf einen Schlag zu Beginn der Laufzeit an, was die Produkte extrem unflexibel macht. Wer vorzeitig verkauft, muss mit Abschlägen rechnen.
Die FondsauswahlManche Assekuranzen sind mit Fondshäusern verbandelt und vertreiben letztlich nur hauseigene Produkte. Eine freie Wahl auf dem Fondsmarkt ist nicht möglich. Das Fondsangebot von 60 Lebensversicherern wurde in einer Studie der Fondsratingagentur Feri untersucht. Das Fazit: Die Mehrheit der Fonds könne qualitativ nicht überzeugen. Bei den von den Versicherern angebotenen 3.000 Fonds falle nur ein Viertel gemäß dem Feri-Fondsrating in die Kategorie sehr gut bis gut.
Die FlexibilitätFondsgebundene Policen sind genauso (un)flexibel wie kapitalbildende Lebensversicherungen. Wer vorzeitig aussteigt, bekommt von der Versicherung nur den Rückkaufwert ausbezahlt. Das Depot wird jedoch zuerst mit den Kosten für die gesamte Versicherungslaufzeit und bei einer Risikoleben-Kombination mit der Prämie für den Risikoanteil belastet. Zusätzlich fallen laufende Kosten für die Fonds an, in die investiert wird. Wer in den ersten Jahren aussteigt und diese Kosten noch nicht gedeckt hat, bekommt nicht einmal seine Einzahlungen wieder zurück. Hinzukommt die Marktentwicklung: Wer beispielsweise in Aktienfonds investiert und aussteigen will, wenn die Märkte gerade eingebrochen sind, macht meist ein Verlustgeschäft. Und die Verknüpfung mit einer Risikolebensversicherung ist in den meisten Fällen ungünstig. Die Deckungssumme ist häufig zu niedrig angesetzt. Wer aussteigt oder den Vertrag beitragsfrei stellt, verliert in der Regel diesen Schutz. Bei Neuabschluss einer Risikolebenpolice kann eine Gesundheitsprüfung fällig werden und die Beiträge können steigen.
Die SteuernDie Hälfte der Erträge aus Versicherungspolicen unterliegt für Verträge, die nach dem 1.1.2005 abgeschlossen wurden, der Einkommenssteuer. Die Auszahlungen sind für vor dem 1. Januar 2005 abgeschlossene Verträge steuerfrei, sofern:
• der Vertrag mindestens 12 Jahre lief.
• die Beitragszahlung mindestens fünf Jahre betrug und
• ein Mindesttodesfallschutz von 60 Prozent besteht
Verbraucherschützer warnenDie Policen sind teuer, übertragen das Anlagerisiko auf den Versicherungsnehmer und bieten keinerlei Garantie. Für Anleger ist es von Nachteil, vorzeitig auszusteigen. Zudem ist vielen Anlegern nicht bewusst, dass sie das Anlagerisiko übernommen haben. Sie kümmern sich nicht um die Fondsauswahl.
Fazit:Allein auf diese Sparform zu setzen, wäre zu riskant, da die zukünftige Entwicklung der Märkte nicht absehbar ist. Hinzu kommt, dass der Sparer sich bei vielen Anbietern selbst um die Fonds-Auswahl kümmern muss, also nichts für Anfänger. Wer sich aber etwas in der Materie auskennt und die richtigen Fonds zur Verfügung bekommt, der kann eine wesentlich höhere Rentabilität erhalten als mit einer Lebensversicherung.
Roland Börck